„Grand Tour a Venezia” (Label Arcana, 2022) – CD-Tipp des Monats November:
Alfredo Bernardini und sein Ensemble Zefiro sind mit diesen Stücken ganz in ihrem Element und trumpfen wie gewohnt spritzig-elegant auf. Die exquisiten Musiker begeistern durch ihre ausgesprochen temperamentvolle Spielfreude und machen jedes einzelne Werk zu einem erlesenen Kleinod.
Alfredo Bernardini und sein Ensemble Zefiro folgen auf ihrem neuesten Album "Grand Tour a Venezia" den Spuren vom Dresdner Hof nach Italien – und übertreffen sich mit ihrer stilsicheren Spielweise einmal wieder selbst.
Das muss ein munteres Musiker-Gipfeltreffen gewesen sein: Als der sächsische Kronprinz 1716 seine "Grand Tour" nach Venedig unternahm, hatte er einige Instrumentalisten seiner Dresdner Hofkapelle im Gefolge, die ihrerseits Bekanntschaft mit den venezianischen Kollegen machten.
Das Ensemble Zefiro unter Alfredo Bernardini hat dieses Geflecht hochkarätiger Instrumental-Komponisten auf seiner neuesten CD hörbar gemacht. Das ergibt überaus spannende Konfrontationen, etwa zwischen den Konzerttypen Pisendels und Vivaldis.
Zefiro spielt zupackend, virtuos und ausdrucksstark, freilich mit einer sehr starken Fokussierung auf die hohen Stimmen.
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Kritik zur CD »Grand Tour a Venezia«
Diese „Grand Tour“, gewissermaßen die musikalische Essenz einer Kavaliertour ins barocke Venedig, fällt mit der Tür ins Haus: Schon der Auftakt zu Veracinis g-moll-Ouvertüre springt einen derart schwungvoll und leuchtstark an, dass man sofort mitten drin ist im Geschehen (...) Das spinnt sich auf dem Album fort mit Zelenkas Ouvertüre a 7 – ebenfalls das Werk eines eigenwilligen Querkopfs mit Hang zum Verblüffungseffekt. (...)
Diese Tour (ist) prächtig schillernde Unterhaltung und (ermöglicht) lukullisches Eintauchen in die vielgestaltige Welt der barocken Musikmetropole.
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Zum Ereignis geriet diese „Gran Partita“-Interpretation dank ihres unerschöpflichen farblichen wie dynamischen Reichtums und ihrer ungekünstelten spielerischen wie klanglichen Harmonie. Wahrhaft sinfonische Grandezza in den feurig pulsierenden Ecksätzen, wunderbare tänzerische Frische in den beiden Menuetten, schönste lyrische Innigkeit in den kaum kantabler auszukostenden Adagio-Juwelen: Wer noch nicht Fan von Mozarts Bläsermusik gewesen war, musste es hier einfach werden. (...)
Mehr Mozart-Glück ging nun wirklich nicht.
(...) konnte man begeistert der Spielfreude der 13 Musiker lauschen, die sich die Bälle zuspielten, sich mutwillig ins Wort fielen und Mozarts unerschöpfliche klangkombinatorische Fantasie zum Klingen brachten.
(…) Überirdisch schön spielte Zefiro diesen Satz [Adagio], schwebend im Hin und Her zwischen der Oboe auf der linken Seite und der Klarinette rechts. Der Variationensatz gibt jedem Künstler die Möglichkeit, sich ins beste Licht zu rücken. Jeder ist mal solistisch dran – und genießt das in vollen Zügen. Witzig, skurril und bei aller Spielfreude sehr exakt agierte man auch im Schlussrondo, einer Janitscharenmusik. Und das Publikum wollte mehr!
(T)he players have come together in music they surely know backwards and emerged with a thoroughly spontaneous-sounding expression of their own personalities and collective enjoyment. (…)
Behind the justly famous and complex trio sonatas of Zelenka lies a wealth of other music for the same combination that was heard at the Dresden court of Augustus the Strong in the first decades of the 18th century. Gathered here and celebrated by Alfredo Bernardini’s superb Zefiro ensemble, this music emerges as far lighter than Zelenka’s but equally winning in its use of the bassoon as a solo instrument underpinning the duetting of two oboes. Telemann and Vivaldi are included alongside the totally unknown Arcangelo Califano, but the clear winner is Johann Friedrich Fasch, whose languorous, lilting slow movements are full of sensual dissonances.
Wenn zwei Oboen im Höchsttempo miteinander duettieren, kann das schon mal an verliebte Klapperstörche erinnern – so zum Beispiel im zweiten Allegro der Sonate von Johann Friedrich Fasch, die das Ensemble Zefiro auf seinem Album „Dresden“ eingespielt hat. Dort reiht sie sich mit sieben weiteren Werken für eben diese Besetzung von sechs ebenfalls der Dresdner Hofkapelle verbundenen Komponisten ein. Es wirkte damals das Who’s who der wichtigsten Musiker in der Hofkapelle mit – und wer nicht dort spielte, komponierte zumindest für das Orchester, wie Vivaldi und Telemann. Prall gefüllt mit musikalischen Kleinodien und von dem betorenden Timbre der Zefiro-Oboisten profitierend, beweist sich „Dresden“ als musikalische Entdeckungsreise ersten Ranges. Eine der Triosonaten von Zelenka hätte auch gut zu Heinichen & Co. oder der Neuentdeckung Califano gepasst, die gibt es von Zefiro aber schon auf einem separaten Album.
Es gibt Ensembles, da mag man glauben, Bach oder Händel kämen begeistert auf die Bühne gerannt und würden die Musiker verzückt umarmen: Ganz sicherlich gehört auch das Zefiro Baroque Orchestra von Alfredo Bernardini dazu, das jetzt in Kloster Eberbach ein barockes Fest feierte. (...)
Doch Bernardini muss gar nicht sogleich „Lunte legen“, denn das Zefiro Baroque Orchestra begeistert in jedem Takt dieses Konzerts mit barockem Esprit. Was vor allem daran liegt, dass dieses Ensemble wie ein atmender Organismus musiziert: Hier kann nichts ohne das andere sein und zusammen wird ein transparenter Klang von berauschender Reinheit und sattem Kolorit erschaffen - sowohl in den kammermusikalischen Passagen von betörender Schlichtheit als auch im erhabenen Tutti.