Calmus Ensemble
Rethinking the Well-Tempered Clavier

Bachs Wohltemperiertes Klavier neu gedacht – mit Natalya Pasichnyk (Klavier)

Mit seinen unzähligen Einspielungen durch die größten Pianisten der Geschichte könnte man meinen, dass das Buch über Johann Sebastian Bachs zeitloses pianistisches Meisterwerk, das Wohltemperierte Klavier, bereits geschrieben wurde. Die renommierte schwedisch-ukrainische Pianistin Natalya Pasichnyk fügt dieser illustren Liste nun ihren Namen und ihre Interpretation mit „Rethinking the Well-Tempered Clavier” hinzu – unterstützt vom Calmus Ensemble.

 

Dass Johann Sebastian Bach ein Meister der Parodie war und vorhandenes Tonmaterial immer wieder in andere musikalische Zusammenhänge gesetzt hat, ist weithin bekannt. Der ukrainische Musikwissenschaftler Boleslaw Jaworskyj (1877-1942) vertrat die Theorie, dass die Hauptgrundlage des Wohltemperierten Klaviers BWV 846–893 protestantische Choräle seien und das Werk selbst eine künstlerische Interpretation von Bildern und Handlungen der Bibel. Mit dieser Idee begann für die aus der Ukraine stammende Pianistin Natalya Pasichnyk der kreative Prozess zu ihrer Neuinterpretation des Wohltemperierten Klaviers. Wie können Metaphern und Bilder die Aufführung inspirieren und beeinflussen?

 

Sie suchte Verbindungen zwischen den Vokalwerken Bachs und dem Notentext des Wohltemperierten Klaviers und konnte jedem Präludium und jeder Fuge Auszüge aus Chorälen, Arien oder Kantaten – und anhand der jeweiligen Liedtexte – auch eine konkrete Bedeutung zuweisen. Diese bildete die Grundlage für eine Neuordnung der 48 Stücke zu einer zusammenhängenden Geschichte: einer Reflexion über die Existenz des Menschen.

 

Natalya Pasichnyk und das Calmus Ensemble laden die Zuhörer*innen ein, sich auf ihre Geschichte hinter dem Wohltemperierten Klavier einzulassen und in Bachs spirituelles Universum einzutauchen, in dem das Ziel der Musik die Ehre Gottes und Wiederherstellung des Geistes ist.
„Nirgends versteht man so gut wie im Wohltemperierten Klavier, dass Bach seine Kunst als Religion empfand“, schrieb der Bach-Forscher und Arzt Albert Schweitzer (1875-1965). Indem die Musiker das Wohltemperierte Klavier mit Texten unterlegen und so eine co-kreative Rolle einnehmen, möchten sie diese Weltanschauung hörbar machen.

 

2024 erschien die CD zum Projekt, auf der das Calmus Ensemble zusätzlich jeweils die Original-Choräle interpretiert.



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